22.10.2021 - Tauchgang im Nebel und in der Dunkelheit
Wie gefällt dir persönlich der Herbst bisher? Fühlst du dich in der aktuellen Jahreszeit wohl oder sehnst du dich bereits wieder nach dem Sommer?
Noch vor ein paar wenigen lassen wir es uns im kühlen Nass in einem See oder falls nicht anders möglich, notfalls auch in einem Freibad gutergehen. Lange Tage, wärmende Sonnenstrahlen und blauer Himmel lassen viele Sorgen und dumme Gedanken vergessen. Jetzt jedoch stehen wir bereits wieder inmitten des tiefen Herbstes. Beim Aufstehen am Morgen sehen wir beim Blick aus dem Fenster noch die dunkle Nacht und kaum verlassen wir unsere warmen vier Wände merken wir die deutlich kühleren Temperaturen. Mancherorts fallen schon die ersten Schneeflocken. Im Gegensatz zum Sommer kühlt uns nun die Luft und nicht mehr das Wasser ab, und wir erwärmen uns in Innenräumen anstatt an der Sonne. Im Rucksack der aktuellen Jahreszeit mit eingepackt ist neben den weniger Sonnenstunden auch das Grau des Nebels. Falls du in höheren Gefilden zu Hause bist, dann wirst du beim Thema Nebel nur ein müdes Lächeln in deinem Gesicht erkennen und kennst dieses Wort lediglich vom Hörensagen. In tieferen Höhenlagen jedoch kämpfen offenbar viele Menschen mit der tristen Herbststimmung (und wir sind noch nicht beim November), die der Nebel als Nebenprodukt mit sich bringt. Glücklich schätzen sich all jene, die sich scharf an der oberen Nebelgrenze bewegen. Wahlweise kann hier ausgesucht werden, ob im Nebel oder doch lieber an der Sonne die Natur genossen wird. Sobald wir von oben aufs Nebelmeer schauen, zücken wir umgehend unsere Kameras, schiessen Fotos von der grauen Suppe und fühlen uns glücklich und zufrieden, nicht Beigemüse in der Suppe unter ihnen zu sein.
Kürzlich erlebe ich frühmorgens einen Moment mit eben dieser Suppe, welche sich der Länge nach in einer schmalen Senke breit gemacht hat. Verbunden mit der aufgehenden Sonne wird aus der Suppe ein wunderbares Gericht für die Augen, total mystisch und mit wunderbaren Farben gewürzt. Obwohl es auf den ersten Anblick von aussen danach aussieht, dass in diesem kleinen Nebelmeer wohl nichts zu erkennen gibt, ist nach dem Eintauchen in den Schleier immer noch sehr Vieles wahrzunehmen, was sich im Umkreis von 200m von mir befindet. Nur wenige Minuten später laufe ich durch den verschlafenen, dunklen und total ruhigen Wald. Nun, dir ist es in der vermeintlichen Dunkelheit sicher auch schon aufgefallen, dass wir sogar in diesen Momenten viel mehr sehen, als anzunehmen ist, sobald wir uns an die Situation gewöhnt haben und sich unsere Augen dem Umfeld angepasst haben.
Ja, und genau so würde es sich auch in unserem Leben abspielen, wenn wir den Mut aufbringen und uns wagen, in die angebliche Dunkelheit oder in den Nebel der Ungewissheit einzutauchen. Sehr oft geprägt durch eine sehr oft unbegründete Angst scheuen wir uns davor, mutig neue Wege zu einzuschlagen. Befinden wir uns dann, den Mut überwunden, jedoch inmitten dieser Ungewissheit des neuen Weges, erkennen wir plötzlich, dass da ja doch etwas ist, was erkennbar ist und einem neue Türe eröffnet. Schon sehr bald, nachdem wir neue Türen in unserem Leben geöffnet haben, schauen wir zurück und fragen uns, wieso wir derart lange gezögert haben, genau diesen Weg zu betreten und wieso da ein Zögern den Weg blockierte.
Falls genau du jetzt in einer Situation bist und haderst, in die Nebelsuppe oder den Schritt ins Dunkel zu gehen, dann lade ich dich ein, mutig zu sein wie ein Kind und es einfach zu tun. Denn die Wunderfrage, was im allerschlimmsten Fall wohl passieren könnte, wenn du einfach Ja zu Neuem sagst, relativiert sehr viele Situationen, die vor dir stehen. Ich bin überzeugt, dass du es schon bald bereuen wirst, hättest du die Chance nicht angepackt.