18.03.2022 - Dein Messgerät für deine Verkabelungen
Hauseigentümer sind verpflichtet, die elektrischen Installationen in ihrem Haus alle 20 Jahre von einem Fachmann überprüfen zu lassen. Die sogenannte "Verordnung über elektrische Niederspannungsinstallationen" schreibt dies per Gesetz so vor. Vor 2 Wochen ist auch unser Zuhause an der Reihe. Der fachkundige und sehr freundliche Herr macht sich sogleich ans Werk am Verteilkasten im Keller und nimmt mehrere Messungen vor. Als ehemaliger Elektromonteur kann ich mir in etwa vorstellen, was er wie unternimmt, um sicherzustellen, dass die Elektrik im Haus den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Für diesen Zweck wird auch kurz der Strom abgestellt und ich sitze da ohne WiFi, was ich problemlos erdulde. Jede einzelne Steckdose im Haus wird ganz am Schluss noch mit einem Gerät mittels Kopfdruck geprüft, ob auch der gelb-grüne Schutzleiter angeschlossen und der Personenschutz damit gewährleistet ist.
Nach einer halben Stunde wird mir vermeldet, dass alles bestens ist. Wir können also wieder sorgenfrei Strom beziehen.
Gewiss kann in 20 Jahren selbst der hauseigenen Elektroinstallation etwas zustossen, was zu Folge haben kann, dass sich ein Mensch einer Gefahr aussetzt. Ich erachte diese Wahrscheinlichkeit jedoch als äusserst gering.
Viel grösser sehe ich die Gefahr hingegen, dass uns Menschen etwas zugegen läuft, wenn wir nicht selber auf uns aufpassen. Oder anders ausgedrückt, wenn wir nicht immer wieder uns selber als Fachmann für unser Ich in Szene setzen. Unzählige kleine Dinge im Leben nehmen wir mit unseren aus der Kindheit geprägten Wahrnehmungsfilter auf und hinterfragen sie viel zu selten. Gäbe es Messgeräte auch hierzu, welche uns aufzeigen, dass wir zu blind und mit zu vielen Vorurteilen und Glaubenssätzen aus der Vergangenheit durchs Leben gehen, dann wäre die Anzeige wohl sehr oft im roten Alarmbereich. Das wohl zuverlässigste Messgerät dafür sind wir selber, du und ich, wir alle. Doch nur selten nehmen wir uns die Zeit, das Messgerät zu prüfen und neu zu kalibrieren. Es ist bestimmt gut und sinnvoll investiere Zeit, die nicht einmal mit Kosten verbunden wäre.
Der erste Schritt, um wieder zu mehr Bewusstsein zu kommen, ist eine Entscheidung zu fällen, dass ich genau zu diesem Bewusstsein gelangen will. Sprich, ich darf mir immer wieder ganz kurze Auszeiten gönnen, um alles rund um mich bewusst wahrzunehmen. Was wird mir mit welchen Worten gerade gesagt? Wie kommt es, dass ich mir gerade die aktuelle Ausgabe der Tagesschau ansehe? Ist der Schmerz im Knie wirklich ein Schmerz oder bilde ich es mir nur ein? Wie hat sich die Natur seit gestern verändert? Woran erkenne ich, dass es mir heute so richtig gut geht? Ist tatsächlich mein Nachbar daran schuld, dass ich mich heute schlecht fühle? Ist die Sache wirklich unveränderbar oder gibt es womöglich doch eine Lösung?
Der Elektrofachmann liefert mir auf diese Fragen bestimmt keine Antworten, zumindest keine, die mir nachhaltig weiterhelfen werden. Ich selber bestimme, ob ich mir periodisch zugestehe, meine subjektiven Wahrnehmungen zu hinterfragen und diese gegebenenfalls auch anzupassen, um in Zukunft wieder besser gerüstet die nächste Aufgabe annehmen zu können.
In welchen Zeitabständen prüfst du deine Wahrnehmung?
Wie oft hinterfragst du deine internen Verkabelungen in deinem Kopf?
Wenn du beide Fragen mit einem "nie" beantwortest, dann darfst du dir in Ruhe überlegen, wieso dem so ist. Vielleicht erkennst du etwas, das dich davon abhält.