18.02.2022 - Der nackte Geldbeutel
Jedes Jahr werden wir in den ersten beiden Monaten vom Steueramt dazu aufgefordert, uns von der finanziell nackten Seite zu zeigen. Normalerweise schütten wir dazu nicht unser Portemonnaie beim Steuerbeamten aus, noch zeigen wir ihm die angesammelten Banknoten unter unseren Matratzen. Vielmehr erfüllen wir diese Aufgabe mit dem Ausfüllen der Steuererklärung. Heutzutage erfolgt dies meist online und relativ einfach, vorausgesetzt der Steuerschuldner ist vorbereitet und hat alle notwendigen Dokumente griffbereit. Danach erfordert es einen Kick in den Hintern, etwas Pobacken-Zusammenkneifen und eine Prise Durchhaltevermögen. Unter dem Strich ist die liebe Steuerklärung reine Fleissarbeit.
Ich meine, es gibt definitiv komplexere Tätigkeiten in unserem Alltag. Spontan kommt mir zum Beispiel das Ausfüllen von Dokumenten im Vorfeld zu geplanten Ferien aufgrund der momentanen Lage in den Sinn. Oder besser noch, die Ferienplanung selber. Wann fliegen wir mit welcher Airline wohin? In welcher Unterkunft werden wir uns wohlfühlen und welche Aktivitäten planen wir in den 2 Wochen? Sollen wir die Restaurants auch schon vorreservieren oder spontan bleiben? Unzählige Auswahlmöglichkeiten erschweren vor allem den beschränkt entscheidungsfreudigen Urlaubern das Leben. Viele lange Stunden später sind die Ferien zwar geplant, die Vorfreude aufgrund des dafür grossen Energieaufwands jedoch in den Keller gesunken. Im Hinterkopf schwirren die Gedanken umher, ob man auch wirklich die perfekten Entscheide gefällt hat. Da ist eine Steuererklärung im Vergleich wirklich total einfach und ist sie dann abgeschickt, auch erledigt und aus dem Kopf (ok ja, bis die Steuerrechnung das Thema aufs Neue entflammt).
Ja, ich höre es laut aus allen Ecken. Es ist nur selten eine Begeisterung wahrzunehmen, wenn es darum geht, die Steuererklärung auszufüllen. Genau, wir sind Dienstleister gegenüber dem Staat, es nimmt unsere Zeit in Anspruch und am Ende bekommen wir dafür noch eine saftige Rechnung. Irgendwie sind wir seltsame Wesen. Wir haben uns einerseits damit abgefunden, dass wir jedes Jahr einen Teil unseres Einkommens und des Vermögens an den Fiskus abzugeben haben. Andererseits erhöht sich der Puls dennoch jedes Jahr, wenn wir uns mit diesem Thema befassen.
Dem Ausfüllen der Formulare entkommen wir nicht (ausser, der Treuhänder deines Vertrauens übernimmt diesen Task), ebenso wenig auch dem Zahlen der Steuerschuld. Es sind zwei Dinge, die wir in den Grundstrukturen nicht ändern können. Was wir jedoch ändern können, ist unsere persönliche Einstellung den Steuern gegenüber. Es mag sich an dieser Stelle nicht sehr passend für dich anhören, dir mal selber zu sagen: "ich fülle heute Abend die Steuererklärung mit Freude aus und kann die Rechnung nicht erwarten. Denn mit meinem Zustupf in die Staatskasse leiste ich einen wichtigen Beitrag zu einem sauberen, funktionierenden und friedlichen Land."
In meinen Ohren tönt dies definitiv angenehmer, als permanent feindliche und abwertende Worte gegenüber dem Fiskus von sich zu geben. Wie siehst du das?
Es gibt in unserem Leben noch unzählige andere Themen, denen wir nicht allzu positiv gegenüberstehen. Wenn es dir jedoch bewusst wird, dass es in jeder Situation deine eigene Entscheidung ist, wie du etwas siehst und wie du darüber denkst, dann ist es der Anfang, Schritt für Schritt in die Positivität zu gelangen und dich von negativen Einstellungen zu verabschieden.
Denk gerne mal nach, vorüber du dich im Alltag nervst und wieso du notfalls auch jammerst. Versuche in einem nächsten Schritt, in genau diesen Situation beim nächsten Mal das Blatt einfach zu wenden und die positiven Seiten zu erkennen. Wir sind als Menschen imstande, unsere Gedankenmuskel so zu trainieren wie unsere physischen Muskeln. Wenn du permanent an dieser mentalen Kraftübung arbeitest, wirst du unweigerlich irgendwann deinen viel zufriedeneren Mindset persönlich kennenlernen.