17.12.2021 - Was Seife mit Asphalt zu tun hat        

Bereits am Vorabend darf man damit rechnen, dass sich der nächste Tag grau in grau, nass und kalt präsentieren wird. Mit halb offenen Augen am Morgen erkenne ich das Gemisch aus Regen und Schnee auf dem Asphalt und freue mich trotzdem auf meinen Frühstückslauf. Die ersten Laufschritte bei leicht über dem Gefrierpunkt lassen mich erkennen, dass heute vieles anders sein wird. So wechsle ich umgehend vom Lauf- in den Gehschritt. Der seifenartige Untergrund sorgt schon nach 10 Metern für einen Beinah-Ausrutscher. Auch beim Gehen in der leichten Steigung Richtung Dorf will es nicht wirklich vorangehen, zwei Schritte vorwärts, ein Schritt zurückgerutscht. Endlich erreiche ich flaches Gelände, ich ziehe das Tempo an. Die andere Art des Aufpralls meiner Schuhe bewirkt, dass der intensive Matsch in hohem Bogen vom Boden verspritzt, jeweils zielgerichtet auf den Schuh, der gerade in der Luft ist. Im Nu sind nicht nur die Schuhe nass, nein die Nässe dringt augenblicklich durchs Gewebe bis zu den Füssen. Die Kombination aus Matschseife und Asphalt habe ich für heute ausreichend erprobt, deshalb biege ich ab. Der Weg hinauf in den Wald ist gewählt und gleich erfahre ich hier, dass die Bodenhaftung besser ist und zwei Schritte vorwärts wieder zwei Schritte vorwärts sind. Inzwischen haben sich meine Füsse mit der Kälte abgefunden, und es läuft sich problemlos den warmen vier Wänden zu Hause entgegen. Etwas stolz, den Wetterbedingungen getrotzt zu haben, stehe ich lange unter der Dusche und lasse mit warmem Wasser meinen Körper auf den Tag im Home Office vorbereiten.

Was habe ich heute in diesen morgendlichen Minuten mitgenommen:

- Etwas trotz allen Umständen zu tun ist verbunden mit Stolz und erweitert die eigene Komfortzone.

- Der Weg zum Ziel ist jeden Tag etwas anders beschaffen und es gilt, sich den Umgebungsbedingungen stets aufs Neue anzupassen.

- Schneller unterwegs zu sein bedeutet nicht immer auch trocken anzukommen.

- Es kann helfen, die Komfortzone des flachen Geländes zu verlassen und die Steigung für bessere Bodenhaftung in Angriff zu nehmen.

- Wenn man nicht aufgibt und dranbleibt, dann verblassen kurzfristige Störungseinflüsse sehr schnell.

- Das Leben schreibt ununterbrochen kleine Geschichten, eben fürs Leben.

Wie oft können wir etwas aus unseren täglichen Erlebnissen mitnehmen, wenn wir uns nur kurz zurückbesinnen, auf das, was eben geschehen ist? Ich behaupte, immer - und seien es nur ganz kleine Erfahrungen.

Besonders wertvoll machen diese kurzen Momente, wenn dazu die richtigen Fragen gestellt werden.