11.03.2022 - Neuauflage dank Seite 157        

Diese Episode entsteht so spontan wie noch nie zuvor, sie ist quasi ein Last Minute Produkt. Normalerweise entstehen die Beiträge im Laufe der Woche und sind 2-3 Tage vor dem Freitag geschrieben.

Auch diese Woche bin ich beim Schreiben im Fluss, oder im Flow auf gut neudeutsch. Ein für mich aktuelles Thema entwickelt sich zu einer sehr emotional aufgeladenen Situation. Die ersten Sätze der Episode entstehen ein paar Tage nachdem ich von einer Firma ein Email erhalten habe. Den Sachinhalt dieses Schreibens kann ich nachvollziehen, doch die Art und Weise, wie dieser Inhalt an mich herangetragen wurde, lässt mich kopfschüttelnd, sprachlos und auch traurig im Raum stehen. Wie vom Blitz getroffen will ich eine Antwort auf das Mail verfassen, lasse es jedoch sein. In Situationen der Wut und des Frusts etwas in die Tasten zu hauen, ist nachweislich nicht zu empfehlen. Es macht mehr Sinn, sich vorerst zu entspannen und sich danach mit mehr Distanz zu äussern, Zwei Tage später nehme ich das Thema dennoch auf und verfasse den Blog, den es an dieser Stelle nun doch nicht zu lesen gibt. Anfangs bleibe ich beim Schreiben sachlich und rational, gestehe meine Versäumnis ein und übernehme Verantwortung für die Sachebene des Themas. Je länger ich schreibend am PC sitze, merke ich, wie die Emotionen wieder hochkommen. Der Beitrag wird länger und länger. Es wäre die mit Abstand längste Episode geworden. Es fühlt sich an wie eine kleine Therapie, meine Emotionen niederzuschreiben und ich merke dabei, wie ich Schritt für Schritt entspannter werde. Der neue Blog-Beitrag ist also fertig und wird schon mal auf meine Website hochgeladen, jedoch noch nicht publiziert.

Kurz bevor ich heute den "Veröffentlichen"-Knopf drücke und meine Geschichte weltweit gelesen werden kann, lese ich in einem meiner aktuellen Bücher auf Seite 157 einen entscheidenden Satz. Dieser eine Satz setzt in mir etwas in Gang, was mich veranlasst, den bereits verfassten Blog NICHT zu veröffentlichen. Ich bin mir bewusst geworden, dass der Inhalt und die Kernbotschaft absolut nicht meinen persönlichen Werten entspricht. Noch einmal lese ich die Zeilen durch und sehe aus der Vogelperspektive nur eines - viele Fingerzeige gegen die Firma, welche mir das Email geschickt hat. Einer meiner Werte ist "Eigenverantwortung" und der besagte Blog-Beitrag ist hingegen das pure Gegenteil. Ich realisiere, wie ich die Firma mit meinen Worten für ihr Tun und Handeln verurteile anstatt mich selber in die Verantwortung zu nehmen, wie ich darauf reagiere. 

 Was habe ich aus dieser kleinen Begebenheit für mich lernen dürfen?

  1. Auch wenn ich mit dem Tun anderer Menschen nicht einverstanden bin, macht es keinen Sinn, sie dafür zu verurteilen. Jeder Mensch handelt in jeder Situation so, dass es für ihn die jeweils bestmögliche Option ist. Ich habe keinen Anspruch darauf, das nachvollziehen zu können. Wir alle leben in unserer eigenen Welt, in der wir unser eigener Experte sind.
  2. Das Schreiben ist eine einfache und sehr befreiende Art und Weise, um Wut, Frust und Ärger loslassen zu können. Sind die Emotionen mal auf einem Papier (oder zur Not auf dem PC) niedergeschrieben, ist mein Kopf wieder bereit und ich voller Energie.
  3. Mir meiner eigenen Werte bewusst zu sein ist ein zielführender Wegweiser, an dem ich mich an jedem Ort und zu jeder Zeit orientieren kann. Meine Werte unterstützen mich dabei, Entscheidungen einfacher treffen zu können.
  4. Lesen inspiriert mich jedes Mal aufs Neue und ich stelle fest, dass ein Buch sehr oft zur richtigen Zeit die passende Botschaft bereithält.
  5. Ein Blog-Beitrag aufgrund eines anderen Blog-Beitrags geschrieben zu haben ist für mich ein weiteres "Erstes Mal". Die Sammlung wächst.

 

Was hast du selber aus einer deiner persönlichen Geschichte der letzten Tage gelernt?