10.09.2021 - Du entscheidest - A) oder B)      

Diese Woche darf es mal etwas anderes sein, Abwechslung bringt Schwung in unser Leben und getreu diesem Motto steht nicht eine Geschichte aus dem Alltag im Fokus dieser Lektüre, sondern eine kleine Serie an Fragen zu verschiedenen Situationen im Leben, mit denen ich mich kürzlich selber beschäftigt habe. Meine Antworten gaben mir einige wertvolle Erkenntnisse über mich selber, daher lade ich dich ein, dir folgende Fragen doch auch mal zu stellen:


Situation 1

Du stehst samstags in der Küche, bereitest ein leckeres Essen vor, bist total in der Entspannung, greifst nach einem Gewürz und schon ist es passiert. Das Glas entgleitet deiner Hand, schlägt auf dem Boden auf und du siehst nur noch dein selbergemachtes Kräutersalz vermischt mit kleinsten Scherben am Boden verstreut. Wie reagierst du tendenziell auf dein Missgeschick?

A) Ich nerve mich über meine Unachtsamkeit, werde wütend, weil ich nun alles putzen muss und sage mir selber, dass ich ja schon immer ungeschickt durchs Leben ging.

B) Ich schmunzle, bin froh, dass keine Scherben in der Pfanne gelandet sind und sauge auch gleich noch den Boden im Ess- und Wohnzimmer, was ich nämlich seit Tagen vor mich hingeschoben habe.

 

Situation 2

Du nimmst dir vor, am Wochenende an eine Veranstaltung zu gehen, die letztes Jahr nicht stattfinden konnte. Seit Monaten freust du dich darauf und kannst es nicht erwarten, wenn es soweit ist und du selber vor Ort sein wirst. Du siehst dich schon umgeben von den vielen lieben Leuten, die du so lange nicht mehr sehen konntest. Zwei Tage vor dem Event liegst du mit einer Grippe im Bett und wirst daher nicht an der Veranstaltung teilnehmen können. Wie reagierst du tendenziell in dieser Situation?

A) Ich akzeptiere die Situation, weil ich sie schlicht und einfach nicht ändern kann und verbrauche damit keine Energien mit Gedanken ans «wieso», «warum» und «sowieso». Vielmehr freue ich mich sogar über die Zeit, die ich dafür lesend im Bett verbringen werde.

B) Ich bin zutiefst enttäuscht, dass ich nicht teilnehmen kann und stelle mir vor, was ich alles verpassen werde. Es kommen auch Gedanken auf, was nun die anderen von mir denken. Aufgrund der Enttäuschung finde ich keine klaren Gedanken, die mich irgendwie nach vorne bringen können.

 

Situation 3

Du hast einen Termin mit einem lieben Menschen vereinbart, bist vor dem Abfahren noch mit diversen Arbeiten im Haushalt beschäftigt, deshalb etwas knapp dran. Kurz vor dem Eintreffen am vereinbarten Ort stehst du plötzlich als hinterstes Auto im Stau. Die Autokolonne vor dir bewegt sich keinen Meter. Dein Navi gibt an, dass du erst in einer Stunde am Ziel eintreffen wirst. Wie reagierst du tendenziell, wenn du im Stau stehst?

A) Ich bleibe gelassen, bin mir bewusst, dass ich die Situation nicht ändern kann und wähle die Nummer der Kollegin, um ihr mitzuteilen, dass ich verspätet sein werde. Die Wartezeit im Auto nütze ich, um endlich einen spannenden Podcast noch fertig zu hören und sage mir, dass die Vorfreude aufs Treffen damit noch etwas verlängert wird.

B) Ich werde sogleich nervös, bekomme ein schlechtes Gewissen wegen meiner Verspätung und beginne innerlich zu fluchen und gebe die Schuld für den Stau allen anderen Autofahrern. Ich komme in einen destruktiven Dialog mit mir selber und machst mir Vorwürfe, dass ich nicht früher schon abgefahren bin.

 

Situation 4

Du hast dich für ein Essen verabredet im Restaurant deines Vertrauens und freust dich bereits auf dein Menü, welches du immer und immer wieder dort geniessen kannst. Es handelt sich schliesslich um das beste Cordon Bleu mit Pommes Frites. Wie du vor dem Lokal stehst, stellst du fest, dass es geschlossen ist und ihr euch ein anderes Restaurant suchen dürft. Wie reagierst du tendenziell, wenn ein Plan nicht aufgeht?

A) Meine erste Reaktion ist «Nein, das darf doch nicht wahr sein» und ich stelle Fragen an wen auch immer, wieso denn das Lokal heute geschlossen ist? Ich spüre umgehend, wie ich frustriert bin, weil der Abend nicht so verlaufen wird, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.

B) Ich bleibe tiefenentspannt, nehme das «Geschlossen»-Schild gelassen zur Kenntnis und suche umgehend ein anderes Lokal, vorzugsweise ein Lokal, welches mir völlig unbekannt ist, um aus dem Abend doch noch was Tolles entstehen zu lassen. Ich sage mir in diesem Moment, dass es wohl so sein musste und ich später rückblickend mal sagen werde, dass es eigentlich gar nicht so schlecht war, hatte das Lokal geschlossen.

 

Situation 5

Du stehst extra etwas früher auf, um nach dem Frühstück im Wald kurz spazieren zu gehen. Dreimal pro Woche ist dies dein Morgenritual. Wie du deine Schuhe anziehst, beginnt es draussen stark zu regnen. Wie reagierst du tendenziell auf "schlechtes" Wetter?

A) Ich nehme den Regen zur Kenntnis, ziehe meine Regenjacke an und gehe trotzdem wie geplant nach draussen und weiss schon jetzt, dass die Dusche nach dem Spaziergang um einiges toller ausfallen wird als sonst. Ja, der Regen motiviert mich sogar unbewusst, nach draussen zu gehen.

B) Ich ziehe meine Schuhe genervt wieder aus und setze mich ohne Spaziergang an den PC im Home Office. Dabei gehen Gedanken durch den Kopf, dass ich mal wieder etwas nicht durchziehen konnte. Es beschleicht mich ein Gefühl des Versagens oder der Schwäche. Der ganze Tag steht unter einem schlechten Stern.

 

Situation 6

Du sitzt nach einen langen Arbeitstag gemütlich auf deinem Sitzplatz und geniesst dein verdientes Abendessen. Plötzlich beginnt dein Nachbar, den Rasen zu mähen und dies hält dich davon ab, im Anschluss ans Essen noch entspannt etwas aus deinem Lieblingsbuch zu lesen. Wie reagierst du tendenziell auf äussere unangenehme Einflüsse?

A) Ich lasse mich vom Lärm nicht beirren und habe Verständnis für den Nachbarn, dass er vor seinen Ferien noch den Rasen gemäht haben will. Um meinem Bedürfnis nach etwas Ruhe nachzukommen, gehe ich stattdessen noch kurz in den Wald und lese erst danach noch etwas aus meinem Buch. Wie ich nachher den Nachbarn noch kurz sehe, wünsche ich ihm schöne und erholsame Ferien.

B) Ich gehe wütend rüber zum Nachbarn und teile ihm mit, dass ich absolut kein Verständnis habe, dass er um diese Uhrzeit noch den Rasen mähen muss. Seine abweisende Reaktion macht mich noch wütender und vermiest mir den ganzen Abend.

 

Situation 7

Dein Telefon klingelt und am anderen Ende meldet sich eine Stimme, die dich in freundlichem Ton bittet, an einer Umfrage teilzunehmen. Wie reagierst du tendenziell auf ungebetene Telefonate?

A) Ich höre der Stimme gegenüber aktiv zu und bleibe neutral. Wie ich ein klares Bild von der Umfrage habe, entscheide ich mich entweder dafür oder dagegen, an der Umfrage teilzunehmen und teile dies dem Anrufer höflich mit. Nach dem Telefon, wie auch immer es verlaufen ist, widme ich mich gleich wieder meiner Tätigkeit, der ich vor dem Anruf nachgegangen war.

B) Mein Puls steigt gleich stark an und ich teile dem Anrufer mit genervter Stimme mit, dass ich kein Interesse an einer Umfrage habe und er mich nicht mehr weiter mit solchen Telefonaten stören soll. In der Folge erzähle ich beim Abendessen meiner Familie davon und ich merke, wie sich in mir wieder diese Wut gegenüber dem Anrufer aufbaut.

 

Situation 8

Du bist bei der Arbeit und geniesst die Kaffeepause zusammen mit deinen Arbeitskollegen. Es entspringt eine Diskussion über das vergangene Abstimmungswochenende. Du stellst fest, dass du bei einem Thema mit deiner Meinung ganz alleine bist. Alle anderen haben «ja» gestimmt, du warst dagegen. Es prasseln Vorwürfe auf dich ein, wieso man nur solch eine Haltung einnehmen kann. Wie reagierst du tendenziell auf Vorwürfe von anderen?

A) Ich stehe zu meiner Meinung und kann diese sachlich begründen. Ich gehe nicht auf die Vorwürfe ein und fühle mich bestärkt in meiner Meinung. Zudem habe ich absolutes Verständnis für die Meinung der anderen. Mit einer guten, abschliessenden Aussage gehe ich wieder zurück an die Arbeit. Die Diskussion habe ich als bereichernd empfunden und ich zudem noch den einen oder anderen positiven Input der Kollegen mit.

B) Ich fühle mich gleich bedrängt und beginne labil auf die Vorwürfe zu reagieren. Ich merke, wie unsicher ich werde und ich wie den Boden unter den Füssen verliere. Innerlich brauen sich negative Gedanken gegenüber meinen Kollegen auf und ich finde keinen Weg, auch nur annährend noch etwas mit meinen Kollegen zu besprechen. Den Tag werde ich mit schlechten Gefühlen abschliessen.

 

Situation 9

Du triffst dich am Samstagmorgen mit deinem Verein für eine Überraschungsreise. Das OK hat sich sehr viel einfallen lassen, um ein möglichst abwechslungsreiches Wochenende zu erleben. Die Reise beginnt mit einer 3-stündigen Wanderung. Innerlich bist du vor der Reise davon ausgegangen, dass es etwas gemütlicher sein soll, denn du bist nicht der Wandertyp.

Wie reagierst du tendenziell, wenn es körperlich mal etwas anstrengender wird?

A) Ich teile dem OK gleich mit, dass mich so eine Wanderung angurkt und ich andere Aktivitäten bevorzugt hätte. Auf der Wanderung spreche ich mit den anderen Vereinsmitgliedern und schimpfe über das OK, und wie streng nun diese Wanderung sei. Ich bin derart auf meine Überzeugung fokussiert, dass ich kein Gehör habe für die vielen lustigen Vereinsgeschichten, die bei der Wanderungen untereinander geteilt werden.

B) Ich nehme die Situation an, auch wenn ich nicht erfreut bin, wandern zu gehen. Ich unterhalte mich mit dem OK und will wissen, wie sie auf diese Idee gekommen sind und kann ihre Beweggründe nachvollziehen, was in mir bewirkt, dass ich mit ganz anderen Augen die Wanderung angehe. Meine nun positive Einstellung bewirkt, dass ich die Augen plötzlich öffnen kann für die Schönheit der Berglandschaft. Da ich stets offen für Neues bin, erkenne ich später, dass Wandern etwas viel Schöneres sein kann, als dass ich mir selber immer gesagt habe.

 

Situation 10

Du lieferst am Freitag deinem Chef termingerecht eine Präsentation ab in der Überzeugung, dass du alle Punkte darin berücksichtigt hast und der Chef damit zufrieden sein würde. Eine Stunde später kommt der Chef auf dich zu und meint, dass noch 3 Punkte abzuändern sind, um noch etwas Klarheit zu schaffen. Wie reagierst du tendenziell auf Feedback von anderen?

A) Ich nehme die Inputs vom Chef gleich als negative Kritik an und fühle mich schlecht. Innerlich denke ich, der Chef soll es doch gleich selber machen, da ich es ohnehin nie recht machen kann. Die Nachbearbeitung der Präsentation fällt mir extrem schwierig, da ich an meinen Fähigkeiten zweifele und Angst davor habe, dass der Chef nochmals mit Inputs auf mich zurück kommen wird. Ich habe keinen Appetit beim Mittagessen und spreche in der Pause kein Wort mit meinen Arbeitskollegen, da die Präsentation permanent in meinen Gedanken ist. Am Abend erzähle ich meinem Partner, wie schlecht mich mein Chef behandelt hat

B) Ich danke dem Chef für das Feedback und die wertvollen Anregungen und stelle fest, dass da wirklich noch etwas verbessert werden kann. Die Hinweise vom Chef nehme ich als Geschenk an, mit dem ich künftig die Präsentationen noch besser machen kann als sie es ohnehin schon sind. Ich hinterfrage mich, was ich aus dieser Begebenheit mitnehmen kann und teile am Abend meinem Partner mit, dass ich durchs Feedback vom Chef etwas ganz Tolles gelernt habe.

 

Und, hast du dich ansatzweise in der einen oder anderen Antwort wiedererkennt? Was hat dieser Frageboden in dir ausgelöst? Ist dir etwas aufgefallen? Wie fühlst du dich nun?

 

Spannend an diesen Situationen zu erkennen ist die Tatsache, dass die Situationen einfach mal so sind, wie sie sind, weder negativ noch positiv. Eine Situation ist immer neutral, doch du gibst der Situation eine Richtung, wie du sie sehen willst. Genau deshalb werden Situation von Menschen so unterschiedlich wahrgenommen und beurteilt. Sobald du erkennst, dass nicht die Situation an sich dich zu einer Reaktion veranlasst, sondern deine Einstellung, deine Gedanken dazu, dann hast du bereits einen grossen Schritt in deiner Persönlichkeitsentwicklung getan. Und wenn du erkennst, dass du deine Gedanken steuern kannst und vor allem auch willst, dann wirst du feststellen, dass es dein Leben extrem zum Positiven verändern wird.

 

Sehr gerne unterstütze ich dich dabei, deinen Weg so einzuschlagen, dass du künftig deine Reaktionen so wählst, dass es dir ein ausgewogeneres und zufriedenes Leben erlaubt. Nimm gerne Kontakt auf mit mir, ich freue mich.