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09.04.2021 - Rollenspiel
Jede Woche frage ich mich motiviert, über welches Thema ich wohl einen Blog verfassen darf. Die Themenvielfalt ist unerschöpflich, meine Themenliste wird länger und länger. Das beruhigt mich sehr, denn so kann ich meiner Schreibfreude noch Jahre nachkommen. Ich freue mich stets darauf, zu einem Wort oder einem Gedanken meine Schreibfeder in Aktion bringen zu lassen.
Für diesen Wochenbeitrag habe ich mir bereits vor Tagen ein Thema zurechtgelegt und vor allem beim Laufen entwickelt sich dann der Inhalt. Jedoch, bei einem Spaziergang am Karfreitag durch den Wald gleich bei uns um die Ecke treffe ich auf einen Stapel gefällter Bäume. Und genau in diesem Augenblick weiss ich, dass ich ein passenderes Thema für heute Freitag gefunden habe.
Diese Bäume, wie unendlich lange Rollen aufeinander gelegt, symbolisieren für mich umgehend die verschiedenen Rollen, die wir alle ständig in unserem Leben einnehmen. Ein Baum war ursprünglich ein verletzlich kleiner Trieb, der heranwuchs, stärker und markanter wurde und so einen bedeutsamen Beitrag des Waldes bildet. Hier ist er Lebensraum für Tiere und ab und zu auch Schattenspender für Wanderer. Irgendwann jedoch kommt die Zeit, wenn der Förster aus dem Baum Profit schlagen will, er den Baum fällt und ihn später zu Latten, Möbelholz oder Brennholz weiterverarbeiten lässt. Der Kreis schliesst sich irgendwann, wenn das Holz wieder Teil der Natur wird. So wie ein Baum im Grundsatz stets Holz ist, aber verschiedene Stationen durchläuft und Funktionen übernimmt, sieht es im Leben von uns Menschen aus. Aufgrund eines (hoffentlich) glücklichen Zusammentreffens zweier Menschen und durch viel Zufall sind wir alle einmal entstanden und übernehmen fortan verschiedene Rollen. Anfangs sind wir Baby, wachsen heran zum Kleinkind und ohne uns richtig umsehen zu können, landen wir in der Pubertät, um uns aufs Leben als Erwachsener vorzubereiten. Unser Rucksack wird immer grösser mit jeder Erfahrung, mit jedem Erlebnis, welche wir in den vergangenen Jahren gemacht haben. Als Erwachsener stellen wir aber auch fest, in wie vielen Rollen wir uns tagtäglich tummeln. Wir sind Partner, Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Vereinsmitglied, bester Freund, Mutter, Helfer in der Not, Konsumentin, Produzent, Dienstleisterin, Fussballfan, Vegetarierin, Vorbild, Nachahmer, …. Die Liste lässt sich wohl bis in die Unendlichkeit ergänzen. Welche Rollen nimmst du in deinem Leben ein? Wie verhalten wir uns in dieser Artenvielfalt der unendlichen Rollen? Sind wir immer so, wie wir sein möchten? Oder passen wir uns ständig unserem Umfeld und entsprechend unseren Rollen an? Kann es sein, dass wir einem Kollegen eine Frage mit "ja" beantworten, dieselbe Frage gestellt aber vom Chef von uns ein "nein" bekommt? Wie authentisch sind wir?
Authentizität beginnt für mich dort, wenn man seine wahren Werte einmal definiert hat, danach lebt und sich grundlegende Fragen zum Leben und über sich gestellt hat. Erst dann wird es uns gelingen, uns in allen Rollen so zu verhalten, wie wir es für richtig halten. Ansonsten trotten wir ständig als Chamäleon durch den Alltag und ändern unser Verhalten und unsere Handlungen im Gleichschritt mit den permanent sich ändernden Rollen.
In welcher Rolle bist du gerade jetzt und hier? Hast du hier und jetzt dieselbe Haltung wie vor einer Stunde in einer anderen Rolle?