07.05.2021 - Vom Trampelpfad zur Autobahn       

Flach, steil, steinig, asphaltiert, weich, hart, griffig, sumpfig, kalt, warm, nass, staubig, .... Der Boden unter unseren Füssen präsentiert sich mit unglaublich vielen Varianten. Je nach Vorliebe bewegen wir uns zu Fuss, auf zwei Rädern mit oder ohne Muskelkraft oder motorisiert auf vier Rädern auf diesen verschiedenen Unterlagen.
Auf meinen Laufrunden oder auch auf einem Spaziergang ist mir die Beschaffenheit des Bodens stets eine Entscheidungshilfe, wenn ich an einer Wegkreuzung stehe. Magisch anziehend wirken auf mich die gekiesten Feldwege oder auch ein weicher Waldweg. Auf solchen Pfaden fühle ich mich am besten geerdet und verbunden mit der Natur. Da ist eine ganz andere Energie zu verspüren, im Gegensatz zu Teerstrassen. Der Asphalt lässt zwar zu, dass man ohne auf Wurzelstöcke zu achten, mal so richtig spurten und sich auskotzen kann. Aber ganz ehrlich, da ist keine intensive Verbundenheit mit der Natur vorhanden. Auf geteerten Strasse hinterlasse ich keine Spuren, wobei auf Naturstrassen immer etwas darauf hinweist, dass ich da war. Es sind Abdrücke meiner Schuhe zu finden oder die Kieselsteine fliegen durch die Luft und finden einen neuen Platz. Und wenn diese Naturwege noch wunderbar nass oder gar matschig sind, ohh wie schön erdgemalt an den Schuhen und Beinen kommt man nach Hause. Das ist bildhafte Verbundenheit zur Natur.

Übertragen ins Leben neben der körperlichen Aktivität in der freien Natur, also im für viele grauen Alltag, lässt sich aus dem Bild der Naturwege vieles ableiten. Wir trampen von Montag bis Freitag meist total unbewusst auf asphaltierten Strassen durch unseren Arbeitsalltag, bewegen uns gedanklich auf neuronalen Autobahnen und sind gefangen in unseren Gewohnheiten. Die Autobahnen in unserem Hirn werden mit jeder Wiederholung immer mehrspuriger und so noch grauer.

Wie bringen wir wieder mehr Farbe in unser Leben oder wie verbannen wir das Grau? Es könnte sich empfehlen, sich öfters auf Trampelpfaden zu bewegen, sprich Gewohnheiten im Hirn zu sprengen und mehr Abwechslung zuzulassen. Die Lebensfreude wird es uns danken. Klar, neue Trampelpfade zu gehen, sei es in der Natur oder auch im Gehirn, ist mit einem grösseren Aufwand verbunden, als in einem übermotorisierten Vehikel über die Autobahn zu donnern. So einfach dies wohl nachzuvollziehen ist, ebenso einfach könnte es sein, dass die Überwindung von anfänglichen Hindernisse am Ende ein viel grösseres Erlebnis hinterlässt.
 
Gehe Naturwege und hinterlasse Spuren und vermeide Teerstrassen, auf denen man nicht sieht, dass du je darauf gegangen bist.

Und ja, bringe jeden Tag etwas Abwechslung in deinen Alltag, sei es auch nur, mal einen anderen Arbeitsweg zu wählen, die Uhr am anderen Handgelenk zu tragen, eine halbe Stunde früher aufzustehen, am Esstisch einen anderen Platz einzunehmen, oder was auch immer. Du wirst feststellen, wie du automatisch flexibler wirst und sich die gedanklichen Trampelpfade immer einfacher gehen lassen.