BLOG


04.11.2020 Bauch gegen Verstand 1-0

Anfangs November, unsere Wetterhistoriker schreiben den wärmsten Tag des aktuellen Monats seit Messbeginn. Mein schon länger geplanter arbeitsfreier Montag passt also perfekt, um noch einmal eine Wanderung im Alpstein zu unternehmen.
Tage zuvor laufe ich endlich mal wieder Kilometer-Zeiten, die ich seit anfangs Jahr nicht mehr für möglich gehalten hätte. Eine Diagnose im Januar nach dem MRI an meinem rechten Knie lässt mich beinahe in Tränen ausbrechen. Da ist so einiges futsch und ich sehe meine Läuferkarriere schon am Nagel baumeln, meine Laufschuhe für irgend eine Charity nach Afrika verfrachtet. Aber ich spreche zu meinem Knie: Hey, diese Challenge nehmen wir auf, das bringen wir schon wieder hin. Es wird etwas dauern, aber so leicht lassen wir uns nicht unterkriegen. Abgemacht?» Das Knie geht die Abmachung freudestrahlend ein, der Blick in eine Zukunft mit dem schönsten Sport der Welt ist damit geebnet. Pflichtbewusst absolviere ich seither täglich meine Physio-Übungen und praktiziere Pilates. Und siehe da, dem Knie und auch meiner Moral geht es zusehends besser. Und ja, am Wochenende habe ich zweimal frohlockt, die beiden Läufe am Samstag und am Sonntag sind wie ein Befreiungsschlag, ohne Schmerzen, hohe Pace. Das Läuferleben ist zurück. Trotzdem, an die ganz grossen Distanzen wage ich mich noch nicht, ganz im Sinne von «Gut Ding will Weile haben».
Zurück auf den Tag danach. Wir stehen nun also auf dem Kronberg auf 1663 m über Meer. Wir wissen es beide, den Berg zu Fuss raufzugehen ist zwar leicht anstrengender als der selbe Weg downhill, aber es ist auch schonender für unsere in die Jahre gekommenen Körper. Dennoch entscheiden wir uns entgegen aller Vorkenntnisse, Erfahrungen und der Vernunft, dass wir nach dem Lunch auf der Sonnenterrasse heute zurück nach Jakobsbad wandern, als bergabwärts. Na ja, nach den ersten Minus-Höhenmetern spricht auch schon das recht Knie in forschem Ton mit mir: «Hey Lukas, meinst du das ernst mit diesem bergabwärts wandern? Wenn ja, dann bin ich nun so richtig gemein mit dir, du sollst nur wissen, was ich davon halte». Das Knie meint es tatsächlich so und stichelt bei jedem Schritt mit einem Messerchen. Wir können uns erst wieder versöhnen, als der Weg uns auf flacherem Gelände Richtung Jakobsbad führt.
Inzwischen geht es dem Knie wieder gut – dennoch spannend, wie wir uns mal für mal gegen unsere Vernunft und unseren Verstand entscheiden. Was können wir dagegen tun? Leave it, change it or love it…. Doch dazu bei Gelegenheit in einem späteren Beitrag.
Hast du auch so ein Beispiel? Ich freue mich, etwas von dir zu lesen :-).