04.03.2022 - Vom Maskenfall zum Maskenball        

Unlängst sind diverse Schutzvorkehrungen im Alltag gefallen. Wir atmen auf, ein und wieder aus. Wir dürfen uns befreit von den Masken in den Läden umschauen, Lebensmittel einkaufen, Pakete zur Post bringen und zudem ohne Zertifikat im Restaurant essen gehen. Wir fühlen uns wieder frei, der Maskenverkauf sinkt und das Leben ist wieder beinahe so, wie wir es kennen aus den Zeiten vor der Pandemie.
Gleichzeitig ist der Februar auch die Hochsaison des Karnevals, der Fasnacht oder des Faschings. Diese 5. Jahreszeit, wie auch immer sie genannt sein will, ist dazu da, aus sich herauszutreten, anders zu sein oder um einfach schräge Musik zu produzieren oder zu konsumieren. So wie die Maskenpflicht fällt, tragen viele Menschen in der aktuellen Zeit wieder Masken, freiwillig und ohne Jammern, weil sie sich dazu entschieden haben, weil sie anders in Erscheinung treten wollen.

Nicht nur zur Fasnachtszeit, auch sonst im Alltag beschleicht mich oftmals das Gefühl, dass viele Menschen mit einer Maske durchs Leben schleichen. Rein äusserlich mag dies jedoch nicht so offensichtlich sein. Doch wenn ich genau hinhöre und das Gesagte in Verbindung bringe mit der Körpersprache der maskierten Menschen, dann erkenne ich, dass oftmals eine Kluft dazwischen besteht. Ihr Äusseres spiegelt nicht das gesagte Wort. "Es geht mir gut" verbunden mit hängenden Schultern und einem Blick zum Boden zeugt von der Tatsache, dass wohl eher das Gegenteil der Fall ist. Oder kennst du es auch, wenn du dich mit einer Person unterhältst und du dabei feststellt, dass ihre Augen auf alles andere gerichtet ist, nur nicht auf dich? Ja, es besteht hier die grosse Wahrscheinlichkeit, dass diese Person etwas vor dir hinter ihrer Maske verbergen will. Die Körpersprache ist nachweislich viel ehrlicher als die gesprochenen Wörter. Unsere Gestik und unsere Mimik ist zu grossen Teilen gesteuert durch unser Unterbewusstsein. Dadurch ist es so schwierig, sich dieser trügerischen Maske bewusst zu werden.

Kennst du es, dass du in einer Situation bist, in der du Luftsprünge machen und einfach in die Welt hinausschreien möchtest, weil es dir vor Freude die Hosen runterzieht? Dann tue es und denke nicht daran, was andere wohl denken mögen. Unterdrückst du dieses tiefe Bedürfnis, dann bist du nicht du und du trägst weiter diese unsichtbare Maske.

Wie authentisch wirkst du auf andere Menschen, wenn du in einer Situation steckst, welche dich traurig stimmt und du deinen Gefühlen keinen freien Lauf zugestehst? Trägst du dann deine Maske, um möglichst stark und emotionsfrei wie ein Fels in der Brandung zu stehen? Was genau spielst du deinem Umfeld vor? Was hält dich davon ab, auch mal Tränen fliessen zu lassen, um genau so zu sein, wie du bist?

Nimm bitte den Maskenfall zum Anlass, dir zu überlegen, ob du nebst der physischen Maske auch gleich deine unterbewusste Maske fallen lassen willst. Erkenne dadurch wieder dein wahres Selbst und verbiege dich nicht lediglich deinem Umfeld wegen. Sei es dir wert, offen und ehrlich zu sein. Dein Leben ist viel zu kurz, um anderen Menschen etwas vorzugaukeln, was du ganz im Inneren gar nicht bist und willst. Vielleicht wirst du dann erkennen, dass du dich wieder freier fühlst und dass dir deine unsichtbare Maske sehr oft im Wege gestanden ist. Ich bin mir sicher, dass wenn wir alle die Ehrlichkeit zu uns selber finden, wir alle ein noch besseres Miteinander erleben werden und frei von allem Getue und Gehabe werden.