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03.03.2021 - Wie geht's?

Wie oft beginnen wir ein Gespräch mit einem anderen Menschen mit der Frage "Und, wie geht's?" oder "Geht's gut?" oder "Alles klar?" oder natürlich mit der einen oder anderen Abart dieser Fragen. Was zum Beispiel vor allem in den USA mit dem "How you doing?" einfach eine Floskel beim Wiedersehen ist und dabei der Fragende kaum ein Interesse daran hat, wie es dem Gegenüber wirklich geht, ist in unseren Breitengraden diese gesprächseröffnende Fragerei doch eher ein wahres Bedürfnis zu erfahren, ob es jemandem gut geht oder ob irgendwo der Schuh drückt. Oder tendieren wir hier ebenfalls langsam dazu, zu fragen dem Fragen zuliebe?
Du weisst es wohl selber am besten, wie du in der Regel auf einen solchen Gesprächsbeginn antwortest. Hier ein paar Beispiele, denen man im Alltag immer und immer wieder begegnet:
"Momol, doch, es goht..."
"Jo jo, alles klar..."
"Chan nöd chlage..."
"Es muess irgendwie..."
Ja, fast weltmeisterlich gelingt es uns mit solchen Wischiwaschi- Aussagen, unser eigenes Unwissen, wie es uns geht, anderen mitzuteilen. Was bewegt uns, solche Antworten zu wählen, als einfach die Sache auf den Punkt zu bringen? Ich bin geneigt zu sagen, dass wir nicht über uns selber reden wollen, weil wir oft zu wenig selbstbewusst sind und das Gegenüber nicht in eine Richtung lenken wollen, in der Annahme, dass es ihm auch nur sosolala geht.
Was will ich damit aussagen? Genau, du ahnst es... In Zukunft sollten wir uns auf den Moment der Frage konzentrieren und nicht alles rundum mit einbeziehen, so geben wir vernünftigerweise besser Antworten wie z.B. "Mir geht es ausgezeichnet, ich habe soeben entschieden, keine News mehr zu lesen!!!" Diese eindeutig positive Reaktion kann beliebig mit Luftsprüngen untermalt werden. Oder sollte es uns einfach mal mies gehen, dann lass es raus anstatt hinter vorgehaltener Hand um den Brei zu reden. "Ich fühle mich total elend, heute morgen habe ich mich nicht aus dem Bett gebracht und habe die Online Yogastunde um 5.30h verpasst." Dazu darf gerne gleichzeitig mit der Faust auf den Tisch gehauen werden, raus mit den Emotionen. Ja, ein Hoch auf unsere Ehrlichkeit und ein Daumen tief für die so öden Alltagsantworten auf eine der wichtigsten Frage der Welt.
Und das Gute daran, eine ehrlich Antwort ist oft der Ursprung einer spannenden Diskussion über eben den Inhalt der Antwort. Ich will hier niemandem zu nahe treten, natürlich soll's auch Leute geben, die ein Momol als Diskussionsgrundlage sehen. Gerne würde ich da mit hineinhorchen.
Um die Gesprächspartner gleich zu Beginn eines Chats herauszufordern, darf ruhig auch mal auf folgende Fragevarianten zugegriffen werden:
"Hallo, bist du heute immer noch so Momol unterwegs?"
"Sali, geht's dir heute ebenfalls weder gut noch schlecht?"
"Ciao, hast du heute schon rausgefunden, wie es dir wirklich geht?"
"Guten Morgen, wieso geht's dir heute gut?"
Du siehst, es wird möglich sein, ein Gespräch mit viel mehr Substanz ins Rollen zu bringen. Versuche es und schau, wie ihr beide davon profitieren werdet.